Hoffen ist ein Verb
Mittwoch, 28. Mai 2025

Kürzlich habe ich das neue Buch «Herz» von Anna Rosenwasser gelesen, welches über persönliche Erfahrungen berichtet. Sie schreibt über Gewalt, worunter vor allem Frauen und minorisierte Gruppen leiden, über Wut und Hässigsein, über Überforderung, über Raumeinnehmen und über das wertvolle Leben jedes einzelnen Menschen.
Ich bin ein optimistischer Mensch und versuche in den anderen das Schöne und Wertvolle zu sehen, doch manchmal bin auch ich wütend und hässig, fühle mich überfordert und frage mich, was uns angesichts der vielen Autokraten dieser Welt die Zukunft bringt. Gefühle der Gegensätzlichkeit toben gleichzeitig in meiner Brust. Wahrscheinlich bin ich mit diesen Gefühlen nicht allein. Weder heute noch damals zur Zeit Jesu.
Auch wenn die frohe Botschaft Jesu in ihren Herzen brannte, waren die Freund*innen Jesu nach dessen Tod wahrscheinlich auch wütend und hässig, überfordert und entmutigt, voll von Zukunftsängsten.
Wir feiern bald das Pfingstfest,wo die heilbringende und ermutigende Geistkraft Frauen und Männer erfüllte. Sie waren genauso Menschen wie wir. Sie durften hoffen und handeln. Sie suchten Verbündete und traten für andere, ganz besonders für minorisierte Gruppen ein. Auch wir können hoffen und handeln, Verbündete suchen und uns für die Menschlichkeit und Gleichwürdigkeit einsetzen. So wie Anna Rosenwasser schreibt:
«Hoffnung ist nie ein Zustand, sondern immer ein Verb. Sie ist nie nur ein Mensch, sondern immer ein grosses Ganzes. Und sie ist nie zuletzt, denn Hoffnung zieht immer etwas nach sich – ein wütendes Miteinander, ein Sich-Wehren gegen alles, was unsere Grenzen überschreitet, ein Blick darauf, warum es das alles wert ist. Mit so viel Wut wie nötig und so viel Liebe wie möglich.» (aus dem Buch «Herz» von Anna Rosenwasser)