Fastenzeit

Mittwoch, 26. Februar 2025

Doris Zemp, Pfarreiseelsorgerin Doris Zemp, Pfarreiseelsorgerin

Das Kirchenjahr mit seinen Festen und Bräuchen schenkt uns Farbe und Abwechslung im Jahreslauf. Jetzt steht die Fastenzeit an. Für viele Menschen ist sie eher negativ besetzt, weil sie das Ende der bunten Fasnachtszeit bedeutet.

Als Kind hatten wir in unserer Familie einen besonderen Brauch: Wir sammelten alle Süssigkeiten, die wir während der Fastenzeit geschenkt bekamen, in einer leeren Ovo-Büchse. Auf Süsses zu verzichten war eine Herausforderung – aber das grosse Finale an Ostern, wenn wir all die gesparten Leckereien genießen durften, machte alles wett. Nicht selten endete das mit Bauchschmerzen, denn zu unserer Sammlung gesellten sich noch Schokoladenhasen und bunte Ostereier.

Heute gibt es in meinem Leben keine Ovo-Büchse mehr, aber die Idee des bewussten Verzichts begleitet mich weiterhin. So vieles dürfen wir als selbstverständlich in unserem Leben hinnehmen. Mit dem Fasten möchte ich bewusst auf etwas verzichten, das ich nicht lebensnotwendig brauche.

Auch im Religionsunterricht lade ich meine Schüler*innen dazu ein, über das Fasten nachzudenken. Dabei geht es längst nicht nur um Süssigkeiten. Warum nicht mal „Faulenzen-Fasten“ oder „Motzen-Fasten“ ausprobieren? Oder noch herausfordernder: eine Zeit lang auf das Lästern über andere Menschen verzichten? Fasten bedeutet nicht nur Verzicht, sondern auch eine bewusste Veränderung, die Freude bringen kann. Denn wer einmal erlebt hat, wie befreiend es sein kann, schlechte Gewohnheiten loszulassen, entdeckt in der Fastenzeit mehr als eine Pflicht.

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Fastenzeit mit wertvollen Erfahrungen.